Hilft Kunstgeschichte wirklich?


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Posted by Stefan Beck on May 04, 1997 at 11:30:54:

In Reply to: Re: Kritik der Kritik posted by Thomas Wulffen on April 29, 1997 at 18:42:28:

Ich freue mich, daß die erste Antwort (und viele erwarte ich gar
nicht) zumindestens aus dem Felde der "Kritik" kommt. Als Künstler
bin ich ersteinmal gar nicht berufen, mich mit diesem Feld zu beschäftigen,
wenn ich nicht unter den KollegInnen eine unglaubliche Naivität hinsichtlich
der Rolle der Kritik (das schreibe ich so, damit ich nicht dauernd "KritikerInnen"
schreiben muß; immer versuche ich auch hinter "der Kritik"
einzelne Personen zu sehen) feststellen müßte. Da wird entweder
mit religiöser Inbrunst an die Sehergabe des Kritikers ("der wird
meinen Wert schon erkennen") geglaubt oder an die Bereinigung etwaiger
Differenzen beim anschließendem Gespräch in der Kneipe, oder
auf der Toilette, oder im Atelier, oder im Bett, oder an was noch für
Orten, nur nicht an der teilnehmenden Öffentlichkeit. Wenn es nicht
so ein offenes Geheimnis wäre, würde ich mich selbst dem aussetzen,
was ich hier behaupte, daß der größte Teil aller Entscheidungen,
die im Kunstbereich fallen, mehr mit Schamanismus und Hexerei zu tun haben,
als mit wissentschaftlichen Standards. Wobei ich nichts gegen die Argumente
der Kunstgeschichte sagen möchte. Die lassen sich auch drehen und wenden,
je nach Bedarf. Paradoxerweise wurde auch die historische "Hexerei"
mit wissenschaftlichen Instrumenten verfolgt, die nach genauerer Inaugennahme
eigentlich von der Haltlosigkeit der eigenen Position überzeugt haben
sollten.

Es geht mir auch nicht darum bloß auf Kritiker einzuhauen. Noch
schlimmer wäre es, wenn es gar keine gäbe. Aber, daß ich
das deutsche/Frankfurter Brett von The Thing mit diesem Text eröffnet
habe, liegt eben in der Dürftigkeit des erwähnten Bereiches. Ich
wollte ein Defizit an Kenntnis und Aufklärung beklagen, nicht vorgefertigte
Statements abgeben. Wie sich an der internen vorwegnehmenden Selbstzensur
unserer Wandzeitung hier in Frankfurt (darüber werde ich noch schreiben)
zeigt, war mir selbst nicht klar, in welchem Maße Einfluß und
Geltung höherstehender Personen - Kasper König z.B. - bis in die
kleinsten Kappilaren des Betriebs, in unserem Fall eine simple Kaffeehausrunde
- reichen.

Und ich möchte The Thing Frankfurt als eine Station betreiben, die
diese Phänomene untersucht und integriert, statt sie andern überlassend
auszugrenzen.


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